Einweihung der Gedenkstele und Eröffnung der Ausstellung „Fegt alle hinweg…“ in der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz

Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz hat zum Gedenken an die während des Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten jüdischen Ärztinnen und Ärzte eine Stele im Haus der rheinland-pfälzischen Ärzteschaft eingeweiht. Die Stele des Bildhauers Karlheinz Oswald soll an die jüdischen Kolleginnen und Kollegen auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz erinnern, die dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer gefallen sind. 

 

An der Stele ist eine Gedenktafel mit Namen der Opfer angebracht. Der Arbeitskreis Jüdisches Bingen hatte vorab im Auftrag der Landesärztekammer Schicksale jüdischer Ärztinnen und Ärzte während der NS-Zeit recherchiert. „Jetzt haben wir mit der Stele und der Gedenktafel einen würdigen Gedenkort für die Ärzteschaft in Rheinland-Pfalz geschaffen, der an das geschehene Unrecht dauerhaft erinnert“, sagt Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz. Auch in der aktuellen Lage sei es wichtiger denn je, Position zu beziehen. „Wir Ärzte sind dazu verpflichtet, Stimme zu ergreifen gegen jeglichen Antisemitismus, unabhängig davon, aus welcher politischen oder religiös-kulturellen Richtung dieser propagiert wird.“ Matheis engagiert sich seit vielen Jahren dafür, selbstkritisch die Rolle der Ärzteschaft während der NS-Zeit zu beleuchten.

 

Der langjährige ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Landesärztekammer, Dr. Helmut Peters, betonte in seiner Rede, dass sich die Ärzteschaft jahrzehntelang schwergetan habe mit der Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte. Viele deutsche, nicht-jüdische Ärzte hätten sich durch Gräueltaten an jüdischen Mitbürgern zu Komplizen des mörderischen Naziregimes gemacht, sich nach Kriegsende ihrer Verantwortung entzogen, weiter praktiziert und sogar ehrenvolle Positionen in der verfassten Ärzteschaft bekleidet. „Es ist wichtig, dass diese Ungeheuerlichkeiten dargestellt sowie die nationalsozialistischen Verbrechen an jüdischen Ärzten und Patienten aufgearbeitet und präsent gehalten werden“, sagt Peters. 

 

In diesem Sinne wurde die Einweihung der Gedenkstele begleitet durch die Eröffnung der Ausstellung „Fegt alle hinweg…“, die nun im Foyer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz zu sehen ist. Der gleichzeitige Termin für beide Anlässe war bewusst gewählt: Am 30. September 1938 wurde allen jüdischen Ärztinnen und Ärzten im „Deutschen Reich“ die Approbation entzogen. Diesem Thema widmet sich die Ausstellung. Bis 1938 waren viele jüdische Ärztinnen und Ärzte bereits ins Exil getrieben worden oder hatten Suizid begangen. Für die verbliebenen Mediziner bedeutete der Entzug der Approbation die endgültige Zerstörung der beruflichen Existenz. Mit 30 exemplarischen Einzelporträts würdigt die Ausstellung auf Schautafeln zu zahlreichen Städten und Regionen Schicksale verfolgter und ermordeter Mediziner. 

 

 

Zur Ausstellung:

 

Die Ausstellung wird bis zum 30. Oktober im Foyer des Hauses der rheinland-pfälzischen Ärzteschaft, Mittlere Bleiche 40, 55116 Mainz zu den Öffnungszeiten der Landesärztekammer (Montag-Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-12.30 Uhr) zu sehen sein.

 

Idee, Recherche und Konzept: Dr. Hansjörg Ebell und Ursula Ebell M.A.

Künstlerische Gestaltung: Tobias Wittenborn

Kuratorin: Ursula Ebell M.A.

Internetseite: Erik Ebell, Code und Concept, München

Schirmherrschaft: Dr.h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin Israelit. Kultusgemeinde München/Oberbayern