Jahresempfang

Am 26. Januar 2024 fand der traditionelle Jahresempfang der Bezirksärztekammer Trier, der Versorgungseinrichtung der Bezirksärztekammer Trier und - erstmals - auch der Bezirkszahnärztekammer Trier im Tagungszentrum der IHK Trier statt. Coronabedingt musste der Empfang in den vergangenen drei Jahren leider abgesagt werden.

Die Vorsitzende der Versorgungseinrichtung der Bezirksärztekammer Trier, Frau Dr. Christina Schneider, konnte ca. 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft, befreundeten Kammern und vor allem viele Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte aus dem Bezirk Trier begrüßen. Herrn Dr. Albrecht Winkler konnte vom Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit in Rheinland-Pfalz willkommen geheißen werden.

Dr. Gradel wies in seiner Ansprache darauf hin, dass die medizinische Versorgung, wie wir sie kennen und wie sie die Bevölkerung von uns erwarte, gerade zusammenbreche: In den Krankenhäusern liefen die Notaufnahmen über, immer wieder müssten wegen Personalmangel ganze Stationen geschlossen werden. Bei planbaren Operationen würde den Patienten gesagt, dass über 200 Menschen vor ihnen auf der Warteliste stünden und die Wartezeit auf diese Eingriffe oft mehrere Monate betrage. Ob, inwieweit und wann die geplante Krankenhausreform hier eine Besserung bringt, stellte Dr. Gradel in Frage.

Im vertragsärztlichen Bereich würden immer mehr Praxen ohne Nachfolger schließen. In bestimmten Fachrichtungen wie Rheumatologie oder Neurologie bekämen sie gar keine Termine, beim Lungenfacharzt oder Kardiologen warten sie über ein Jahr auf einen Termin, so Dr. Gradel. Aber nicht nur im fachärztlichen Bereich sei die Versorgung schwierig, sondern auch im hausärztlichen Bereich würde es immer problematischer bei einem Arztwechsel oder Umzug einen Arzt zu finden, auch wenn eine Praxis geschlossen würde. Im Hinblick auf die Bereitschaftsdienste kritisierte Dr. Gardel, dass die ambulante Versorgung der Bevölkerung nachts und am Wochenende aus seiner Sicht überhaupt nicht mehr zeitgemäß und ein Relikt aus Zeiten mit einem heute völlig überholten Arzt-Bild sei. Durch die zunehmende Belastung in den Praxen, fühlten sich die Ärztinnen und Ärzte in zunehmendem Maße nicht mehr in der Lage, auch noch nachts und am Wochenende zu arbeiten. Da sich der Bereitschaftsdienst finanziell nicht trage, müsse er von allen Vertragsärztinnen und -Ärzten durch monatliche Zahlungen quersubventioniert werden. Die im Herbst vom Bundessozialgericht festgestellte Sozialversicherungspflicht für die Poolärzte hätte diese monatlichen Zahlungen in eine unzumutbare Höhe getrieben. Deshalb sei es unumgänglich, die Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen zu reduzieren.

Dr. Gradel machte auch im Namen der Bezirkszahnärztekammer und der Versorgungseinrichtung klar, dass sich alle Einrichtungen mit den tausenden Menschen solidarisieren, die zur Zeit gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen. „Wir Positionieren uns eindeutig gegen jegliche Form von Antisemitismus und stehen für eine multikulturelle und tolerante Gesellschaft, nicht nur weil inzwischen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund Teil unserer Teams sind, sowohl in den Arzt- und Zahnarztpraxen, als auch in den Kliniken“, so Dr. Gradel.

Sanitätsrat Dr. Peter Mohr, der Vorsitzende der Bezirkszahnärztekammer Trier, bedankte sich bei der Bezirksärztekammer für die Möglichkeit, dass sich die Zahnärzte an der Durchführung des Jahresempfangs beteiligen dürften. Er hob den Schulterschluss zwischen den Heilberufen hervor. „Wir haben erfolgreich gemeinsame Fortbildungen veranstaltet, die auf eine außergewöhnliche positive Resonanz gestoßen sind, und wir wollen auch 2024 diesen Weg fortsetzen, es stehen auch schon konkrete Termine fest“, so Dr. Mohr. Unser Zusammengehen sei eine fachliche Notwendigkeit und auch Selbstverständlichkeit; die zunehmende Anzahl von polymorbiden und polymedikamentös eingestellten Patienten mache den konkreten Austausch zwischen den behandelnden Ärzten und Zahnärzten zu einem Muss. Zahnheilkunde habe einen neuen Schwerpunkt bekommen.

Die gesellschaftliche und berufspolitische Position von Ärzten und Zahnärzten sei aber bereits heute sehr identisch. „Wir sitzen in einem Boot. Unsere Berufsstände arbeiten am Limit: Fachkräftemangel, stetig zunehmende Regulierungen, überbordende Dokumentationspflichten und weitere, nicht am Praxisalltag orientierte Anforderungen, machen die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung immer schwieriger“, so Mohr. Da würden auch keine Schönfärbereien über angeblich gestiegene Verdienste oder das Bemühen längst vergangener Stereotype über Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich mit ihren Luxusfahrzeugen hauptsächlich zwischen verschiedenen Golfplätzen bewegten helfen, die Realität sei eine andere. Im Gegenteil müssten wir Honorarkürzungen hinnehmen und das in einer wirtschaftlich angespannten Lage, was nicht unbedingt dazu beiträgt, junge Kollegin-nen und Kollegen für eine Niederlassung zu interessieren. Es gebe keine Schlangen von Bewerbern, die gerne bei uns arbeiten oder Praxen übernehmen wollten. An Dr. Winkler vom Landesministerium für Wissenschaft und Gesundheit, für dessen stete Gesprächsbereitschaft und Kooperation er sich ausdrücklich bedankte, appellierte Dr. Mohr, die Nöte und Sorgen aufzunehmen und weiterzutragen.